Sonntag, 8. März 2015

[ #einkommen ] Arme Vorarlberger Frauen

Was im Vorarlberger "Gleichstellungsbericht" nicht steht: Eine Wienerin verdient im Durchschnitt einen Kleinwagen mehr als eine Vorarlbergerin! Jedes Jahr!

Die Lohnsteuerstatistik der Statistik Austria bringt es an den Tag. Vorarlbergs Frauen leiden europaweit unter dem  höchsten Gender-Wage-Gap, also die höchsten Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen.

Vergleicht man die Frauen und Männereinkommen ohne Berücksichtung der Arbeitszeit in Vorarlberg, dann sind die Einkommen der Männer bald doppelt so hoch, nämlich um 86 Prozent höher als die der Frauen (Jahreseinkommen Frauen 17.828 €, Alle 19.769 €, Männer 33.124 €). Freilich wird jetzt eingewendet werden, dass Frauen eben sehr häufig Teilzeit arbeiten. Tatsächlich sind 50.000 Vorarlberger Arbeitnehmer, vorwiegend natürlich Frauen nur teilzeitbeschäftigt.

Aber die Teilzeitbeschäftigung hat sowohl Gründe als auch Folgen. Die Hauptgründe liegen noch immer in einem mangelhaften Betreuungsangebot für Kinder (sowohl bei Hort und Schule) und natürlich tragen die Frauen noch immer die Hauptlast der Kindererziehung. Nur 24,4 Prozent der Frauen haben in Vorarlberg eine Vollbeschäftigung gegenüber 46,1 Prozent der Männer. Von den Männern arbeiten 5,1 Prozent Teilzeit, von den Frauen hingegen 22,8 Prozent. Diese schlechte Erwerbssituation für Frauen wirkt sich aber auch auf die Einkommen bei vollzeitbeschäftigten Frauen in Vorarlberg aus.

Dies zeigt sich am deutlichsten aus der untentstehenden Tabelle. So verdient eine Frau in Wien bei Vollzeitbeschäftigung über 8000 Euro im Jahr mehr als eine Vorarlbergerin. Und in Wien ist der Einkommensunterschied wenn man alle Einkommensbezieher zusammenrechnet, also auch Teilzeitbeschäftigte, mit 36,6 Prozent "Überzahlung der Männer" immer noch geringer als in Vorarlberg bei den Vollzeitbeschäftigten allein. Auch das ist rasch erklärt: Angesichts der schlechten Frauenentlohnung in Vorarlberg ergibt sich auch, dass Vorarlberg die niedrigsten Durchschnittspensionen Österreichs hat.

Aber darüber ein anderes Mal.

Durchschnittliche Bruttobezüge mit ganzjährigen Bezügen und Vollzeitbeschäftigung 2012
Bezirk
Männer
Frauen
Männer + %
Bludenz
46.694
31.678
47,4
Bregenz
47.662
33.129
43,9
Dornbirn
46.724
32.409
44,2
Feldkirch
47.076
32.659
44,1
Vorarlberg
47.131
32.607
44,5
Wien
50.235
40.973
22,6
Österreich
46.815
36.165
29,4
Durchschnittliches Gesamteinkommen 2011 in Euro nach Politischen Bezirken 2011**
Bludenz
32.208
17.261
86,6
Bregenz
32.802
18.031
81,9
Dornbirn
33.119
18.343
80,5
Feldkirch
35.439
19.128
85,3
Vorarlberg
33.476
18.268
83,2
Wien
31.433
23.009
36,6
Österreich
30.474
19.753
54,3
* Nur Arbeitnehmer mit Vollzeitbeschäftigung
** Arbeitnehmereinkünfte (auch Teilzeit) + Pensionen + Selbständigeneinkünfte

PS. Zum Equal-Day hat VOL.at einen Beitrag veröffentlicht wonach in Vorarlberg ein durchschnittlicher Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern von "nur" 30,8  Prozent bestehe. Dies ist, wie man aus obigen Zahlen sieht, so nicht richtig und irritierend, weil als Basisgröße der Männerlohn herangezogen worden ist. Wenn man die Rechnung so anstellt, dann dürfte man lediglich aussagen, dass Frauen durchschnittlich nur 69,2 Prozent des Männerlohnes verdienen. Sollten Männer und Frauen in Vorarlberg gleichviel verdienen, dann müssten die Frauenlöhne um durchschnittlich 44,5 Prozent steigen. Mit der VOL.at Zahl entsteht der irrige Eindruck, dass man die Frauenlöhne "nur" um 30,8 Prozent erhöhen müsste. Richtigerweise müssten sie aber dann um 30,8 % der Männerlöhne steigen.


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